Schutzimpfungen bei Psoriasis

Vom 20. bis 26. April finden die Europäischen Impfwochen statt. Sie sollen darüber aufklären, welche Bedeutung das Impfen für die Verhütung von Krankheiten und den Schutz von Menschenleben hat.

Prinzipiell gelten für Menschen mit einer Psoriasis die gleichen Impf-Empfehlungen wie für hautgesunde Menschen auch.

Seit März 2020 ist das Masernschutzgesetz in Kraft.

Menschen mit Psoriasis sind in besonderer Weise durch Infektionen gefährdet. Zum einen können Infektionen die chronisch-entzündliche Haut- und Gelenkerkrankung auslösen oder verschlechtern (triggern). Zum anderen kann bei mittelschweren und schweren Verläufen der Erkrankung eine Therapie erforderlich sein, die das Immunsystem unterdrückt oder beeinträchtigt (Immunsuppression). Das kann wiederum eine höhere Anfälligkeit für Infektionen nach sich ziehen. Deshalb ist für Patientinnen und Patienten mit Psoriasis und Psoriasis-Arthritis ein umfassender Impfschutz besonders wichtig.

Das Prinzip einer Impfung ist einfach: Dem Körper werden in abgeschwächter Form ein Krankheitserreger oder Bestandteile davon zugeführt. Dadurch wird das körpereigene Abwehrsystem, das sogenannte Immunsystem, zur Bildung spezifischer Antikörper (Eiweißmoleküle) angeregt. Dringen die Krankheitserreger, gegen die geimpft wurde, erneut in den Körper ein, aktiviert das Immunsystem nun sehr schnell die richtige Abwehr, denn es kennt den Erreger schon.

Zwei Arten von Impfstoffen

Prinzipiell werden zwei Arten von Impfstoffen unterschieden:

1. Totimpfstoffe

Totimpfstoffe enthalten inaktivierte oder abgetötete Viren oder Bakterien oder Bestandteile von Viren, Bakterien oder Giftstoffen, die sich im Körper nicht mehr weitervermehren können. Totimpfstoffe werden verwendet für Impfungen gegen Grippe (Influenza), Cholera, Beulenpest, Hepatitis A und Hepatitis B.
Impfungen mit Totimpfstoffen sind bei Patientinnen und Patienten mit Psoriasis und Psoriasis-Arthritis auch unter immunsuppressiver Therapie effektiv und sicher.

2. Lebendimpfstoffe

Ein Lebendimpfstoff besteht im Gegensatz zum Totimpfstoff aus minimalen Mengen funktionsfähiger Keime von Infektionskrankheiten, die abgeschwächt sind. Die Keime können sich zwar noch vermehren, aber die Krankheit selbst nicht mehr auslösen. Dadurch werden abwehrende Antikörper entwickelt. Lebendimpfstoffe werden gespritzt oder geschluckt. Sie werden verwendet für Impfungen gegen Masern, Mumps, Röteln (MMR), Varizellen, Gelbfieber sowie die Typhus- und Choleraimpfungen als Schluckimpfungen.

Was ist wichtig bei Psoriasis?

Prinzipiell gelten für Menschen mit einer Psoriasis die gleichen Empfehlungen wie für "hautgesunde" Menschen auch.

Falls allerdings eine innerlich wirkende (systemische) Therapie der Psoriasis mit Arzneimitteln notwendig sein sollte, müssen gegebenenfalls die besonderen Faktoren dieser Therapie beachtet werden. Grundsätzlich sollten, so es der Gesundheitszustand zulässt, ausstehende Impfungen vor Beginn einer langfristigen Systemtherapie, die auf das Immunsystem wirkt, komplettiert beziehungsweise aufgefrischt werden.

Bei Fumarsäureestern und Vitamin-A-Säure-Präparaten gelten keine Einschränkungen.

Während einer Therapie mit Biologika oder deren Biosimilars (einem Biologikum ähnliche Nachbildungen), bei Ciclosporin A und auch bei höheren Dosierungen von Methotrexat (MTX) (ab einer Dosis von circa 0,4mg/kg Körpergewicht) als Tablette oder Injektion sollten keine Impfungen mit Lebendimpfstoffen durchgeführt werden.

Grippeimpfungen sind auch bei innerlich wirkenden (systemischen) Therapien möglich und grundsätzlich empfohlen. Sie sollten jährlich wiederholt werden, da sich der Grippeerreger wandelt und der Impfstoff sich dementsprechend jährlich anpasst. Diese Empfehlung gilt allerdings nur, wenn zur Zeit der Impfung keine aktive Infektion und auch kein akuter Schub der Psoriasis besteht.

Da Reiseimpfungen meist mit Lebendimpfstoffen durchgeführt werden, sollten Patientinnen und Patienten, die gerade eine systemische Therapie erhalten, sehr rechtzeitig vor einer Reise in ein Risikogebiet mit einer Reisemedizinerin bzw. einem Reisemediziner Kontakt aufnehmen. In Kooperation mit der behandelnden Dermatologin bzw. dem behandelnden Dermatologen können diese das Infektionsrisiko, das Impfrisiko und den zu erwartenden Impferfolg gegeneinander abwägen und eine Impfempfehlung geben. Solche Impfungen müssen häufig in einem Zeitraum von mehreren Wochen erfolgen. Deshalb ist es wichtig, frühzeitig daran zu denken, die Ärztinnen und Ärzte darauf anzusprechen.

Vor einer Systemtherapie

Ärztinnen und Ärzte sollten bei Patientinnen und Patienten mit Psoriasis grundsätzlich das Thema Impfen ansprechen, bevor sie eine innerlich wirkende (systemische) Therapie verordnen. Falls dies nicht geschieht, sollten Patientinnen und Patienten das Thema von sich aus ansprechen. Es ist hilfreich, den Impfausweis oder eine Kopie davon in die dermatologische Praxis mitzubringen.

Impfen – gut für mich und für die anderen

Impfen hat sich als eine der sinnvollsten Vorsorgemaßnahmen bewährt, die es weltweit überhaupt gibt. Die Zahlen sprechen für sich. 1980 erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Welt für pockenfrei. Seit 1977 sind tatsächlich keine Pockenfälle mehr aufgetreten. Der letzte Fall in Deutschland ist aus dem Jahr 1972 in Hannover bekannt. Auch die Kinderlähmung (Poliomyelitis) ist weltweit stark zurückgegangen, aber noch nicht ausgerottet. Aktuell gibt es nur noch drei Länder, in denen Poliomyelitis auftritt: Afghanistan, Pakistan und Nigeria. Wegen der Gefahr der Einschleppung muss aber noch weiterhin dagegen geimpft werden. Bei anderen Infektionskrankheiten wie Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten ist zwar eine weltweite Ausrottung nicht erreichbar, aber in Deutschland und in vielen anderen Ländern sind durch Schutzimpfungen große Erfolge zu verzeichnen.

Doch der Erfolg der Impfungen ist auch gleichzeitig sein Problem. Er führt zu einer Impfmüdigkeit in der Bevölkerung. Zahlreiche Krankheiten, die vor wenigen Generationen noch weit verbreitet und gefürchtet waren, haben heute ihren Schrecken verloren. Die Notwendigkeit von Impfungen wird nicht mehr so deutlich gesehen, Termine zur Nachimpfung nicht mehr so ernst genommen. So sind beispielsweise zurzeit 97 Prozent der Kinder mit vorhandenem Impfausweis ausreichend gegen Diphtherie geimpft. Bei den Erwachsenen haben aber nur noch etwa 30 Prozent Antikörper in schützender Menge, weil ihnen vielfach Auffrischimpfungen fehlen, die in zehnjährigem Abstand vorgenommen werden sollten.

Neben der individuellen Immunität des Einzelnen können hohe Durchimpfungsraten (von rund 90 Prozent) zusätzlich auch zu einer Immunität der Gesamtbevölkerung beitragen, der sogenannten Herdenimmunität. Hierdurch sind auch Personen vor Krankheiten geschützt, die aus unterschiedlichen Gründen nicht geimpft werden können oder wollen und deshalb selbst nicht dagegen immun sind. Ungeschützte Erwachsene sind gegenwärtig Nutznießer der hohen Populationsimmunität bei den Kindern.

Viele Informationen rund um das Thema Impfen finden Sie während der Europäischen Impfwoche zusätzlich unter:
www.stiftung-gesundheitswissen.de

Das Masernschutzgesetz

Am 1. März 2020 trat das Masernschutzgesetz in Kraft. Es gilt für Menschen in Gemeinschafts- und Gesundheitseinrichtungen. Damit will die Bundesregierung die Impfquote erhöhen und mittelfristig eine Beseitigung der Masern in Deutschland erreichen.

Das Gesetz für den Schutz vor Masern und zur Stärkung der Impfprävention (Masernschutzgesetz) sieht vor, dass Eltern vor Aufnahme ihres Kindes in eine Kindertagesstätte (Kita) oder Schule nachweisen müssen, dass das Kind gegen Masern geimpft oder bereits immun ist. Auch Beschäftigte in Schulen und Kitas, in medizinischen Einrichtungen wie Arztpraxen, ambulanten Pflegediensten oder Krankenhäusern, die nach 1970 geboren sind, müssen geimpft sein oder ihre Immunität nachgewiesen haben.

Impfen und chronische Erkrankungen

Lieferengpässe bei Impfstoffen, die Impfpflicht bei der Masernimpfung, Diskussionen zum Nutzen der HPV-Impfung – es gibt kaum ein Thema der gesundheitlichen Versorgung, das so leidenschaftlich diskutiert und von Glaubenshaltungen dominiert ist wie das Impfen.

Aus diesem Grund hatte die BAG SELBSTHILFE, der Dachverband von Selbsthilfeverbänden in Deutschland, zu einem Workshop nach Berlin eingeladen, an dem als DPB-Vertreter Hans-Detlev Kunz aus dem Vorstand teilgenommen hatte.

"Es wurde deutlich, dass gerade Menschen mit einer chronischen Erkrankung zu wenig Informationen über ihre speziellen Risiken bei einer Impfung erhalten", sagt Kunz. Deshalb hat das Europäische Patienten Forum (EPF), eine Dachorganisation, die Patientenvertretungen aus der gesamten Europäischen Union (EU) gegenüber politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern in der EU vertritt, ein Manifest zur Wichtigkeit von Impfungen bei Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen veröffentlicht. Auch der DPB nimmt sich des Themas an. Es werden mehrere Veranstaltungen zu diesem Thema angeboten, die von Mitgliedern des DPB-Vorstandes besucht werden. Wenn daraus neue Erkenntnisse für Menschen mit Psoriasis erwachsen, wird darüber im PSO Magazin und auf der DPB-Homepage informiert.

Achtung vor Gürtelrose

Biologika hemmen oder blockieren jeweils spezifische Signalwege, die für das Zustandekommen einer Entzündung eine Rolle spielen. Es gibt relativ neu auch ein weiteres Wirkkonzept, das einen solchen bestimmten Signalweg hemmt - die Januskinase-(JAK-)Inhibitoren.

Im Gegensatz zu Biologika können die JAK-Inhibitoren geschluckt werden. Als erster Vertreter dieser Wirkstoffklasse wird Tofacitinib seit Mitte 2018 in der Behandlung der Psoriasis-Arthritis eingesetzt.

Das Deutsche Ärzteblatt berichtete, dass es im Gegensatz zu den Biologika bei den JAK-Inhibitoren als Besonderheit zu einer erhöhten Rate an Varizella-Zoster-Reaktivierungen und damit zur Bildung einer Gürtelrose kommt.

Es gibt verschiedene Impfungen gegen den Varizella-Zoster-Virus, sie liegen als Tod- und als Lebendimpfstoffe vor.

 

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